München 2004 war unsere Generalprobe, Berlin die Premiere - und die war verdammt gut. - Finden wir. Dank tatkräftiger und moralischer Unterstützung unserer Familien und unser Lauftreff-Freunde haben wir die 12 Wochen Marathon-Vorbereitungszeit super gut bewältigt. Mal alleine, mal im Urlaub, während unserer Lauftrefftage oder gemeinsam. Berlin konnte also kommen. Und es kam - aber wie: strahlend blauer Himmel, 20-24 Grad, kein Wind, für über 1 Mio. Zuschauer ideale Bedingungen, für uns Läufer etwas zu warm. Seit Mittwoch, bzw. Freitag waren wir in Berlin., die Startunterlagen sind abgeholt, alles liegt verstreut auf dem Hotelbett und jetzt warten wir auf den Tag. Die Nervosität und die innere Unruhe nehmen zu. Wann geht?s denn jetzt endlich los? Am Samstag starten zunächst 8.000 Skater. Ein tolles Bild an der Strecke. Begeisterte und anfeuernde Zuschauer. Hoffentlich verausgaben die sich nicht und lassen für uns noch etwas übrig. Die letzte Nacht war etwas unruhig, kein Wunder. Um kurz vor 6 Uhr klingelt der Wecker. Frühstück mit Toast und Honig. Eigentlich noch gar keinen Appetit, aber wir wissen ja, was noch kommt. Um 7.30 Uhr treffen wir uns am Bahnhof Friedrichstraße. Die Massen strömen von allen Bahnsteigen und Seiten an uns vorbei. Am Spreeuferweg geht es Richtung Reichstag und Bundeskanzleramt. Mittendrin, wo sonst große Politik gemacht wird, stehen unsere Kleiderwagen (100 an der Zahl) und ebenso viele Dixis. Wagen 87 und 91 ist unser Ziel. Alles ist gut ausgeschildert. Trotzdem: es gibt immer wieder Läufer oder Anhang, die des Lesens nicht mächtig sind und garantiert in der falschen Straße ?ihr? Fahrzeug suchen. Es geht weiter den Schildern nach Richtung Startaufstellung. Nur wer seine Startnummer vorzeigen kann kommt hier rein. Spezielle Zugänge am sonst total abgezäunten Bereich zur Straße des 17. Juni ermöglichen uns den Weg zu unserem Startplatz. Es ist mittlerweile 8 Uhr und die Straße ist voller Läufer. Klar, über 40.000 haben das gleiche Ziel. Sieht schon gewaltig aus. Über uns kreisen diverse Hubschrauber. Ob wir wohl ins Fernsehen kommen? Bevor um 9.00 Uhr der erste Startschuss für die ganz Schnellen fällt, werden wir mit Musik und Aerobic fit bzw. warm gemacht. Super Idee. Wäre auch etwas für unseren Lauftreff!!! Aber es dauert nicht sehr lange und der 3. Block darf starten. Jetzt gibt es kein Halten mehr, auch wenn eine lange Strecke (exakt 42,195 km) vor uns liegt. Obwohl wir beide gemeinsam loslaufen, trennen wir uns unbeabsichtigt kurz vor km 10. Beide das Ziel vor Augen: durchs Brandenburger Tor und dann noch 195 m. Wir genießen die Atmosphäre, die gute Stimmung der Zuschauer, Musikgruppen, Klassikmusik aus dem 3. Stock und das sonnige Wetter. An keinem Kilometer wird es langweilig. Jedes Viertel hat seinen besonderen Reiz. Bei km 25 begrüßt uns Kurt. Wir sind ?so schnell?, fast hätte er uns nicht gesehen, aber dann spurtet er doch mit und will wissen wie es läuft. Er weiß ja, wie es geht. Alles läuft nach Plan. Der Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße sind länger als wir sie vom Shopping in Erinnerung haben. KaDeWe leider geschlossen, aber eine Stärkung in der 7. Etage ist leider aus zeitlich Gründen auch nicht drin. Die Familie feuert uns nochmals am Potsdamer Platz bei km 38 an, denn jetzt wird es richtige ?Schwerstarbeit?. Bei km 40 am Schlossplatz hängt ein Transparent ?ab hier nur noch 2,195 km?. Aber die sind verdammt lang. Unter den Linden, das Brandenburger Tor in Sicht, werden alle Kräfte, die wir noch haben, mobilisiert. Wäre doch gelacht, wenn das nicht zu schaffen wäre. - Und wir haben es geschafft. Ein kurzer Stopp nach dem Ziel: Medaille, gelber Plastiksack für die Kälte, Foto, Getränke, Kekse, Bananen (igitt, wer kann jetzt noch Bananen sehen geschweige denn essen!). Beine schwer, Oberschenkel hart, Kreislauf ziemlich unten. Aber was ist das alles schon gegen das Vorangegangene. Nach einem entspannten Bad im Hotel und etwas Ruhe haben wir uns alle ein Georgsbräu am Spreeufer in der Sonne verdient - oder! Habt Ihr Lust bekommen. Im nächsten Jahr heißt es wieder ?Neuer Lauf, neues Glück!? Lohnt sich wirklich. Wir haben es nicht bereut. Marathon-Nachlese von Annegret und Karin
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